Das Büro VonMeierMohr Architekten ist schon seit Jahren mit dem behutsamen Ausbau des Hotelbetriebs Gut Sonnenhausen beschäftigt. Ein ehemaliges Reitgut fand hier, dank seiner umsichtigen Besitzer, eine neue Bestimmung in harmonischem Einklang mit seiner Substanz und Umgebung. Bio, fair und nachhaltig ist das Siegel, unter welchem das Gut Sonnenhausen geführt und weiterentwickelt wird. Gemäß dieses Grundsatzes stand auch bei dem geplanten Umbau des Torhauses Ost ein sensibler Umgang mit der historischen Bausubstanz im Vordergrund. Durch die Erweiterung auf zwei Geschosse sollte die Wohnung des Geschäftsführers vergrößert und moderat modernisiert werden. In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt konnte ein Ausbaukonzept gefunden werden, welches dem Wunsch nach zeitgemäßem Wohnen und Schutz des historischen Ensembles gerecht wird.
Bauliche Maßnahmen:
Der Abriss von einigen Trennwänden sowie des erst viel später eingebauten Treppenhauses im 1. Obergeschoss ermöglichte einen großzügigen Wohnraum mit weitem Blick nach Süd und Ost. Die neue Treppe in das 2. Obergeschoss wurde platzsparend an die Nordseite verlegt, wo sie sich in etwa auch ursprünglich befand. Auch das obere Geschoss wurde durch den Abriss von Innenwänden zu einem weitgehend offenen Grundriss
zusammengefasst. Zwei Dachgauben, welche auf einem Foto von 1920 erkennbar waren, wurden wiederhergestellt und erlauben eine sinnvolle Nutzung der schon im steilen Dach liegenden Räume. Heizen in historischer Bausubstanz – die „Großeschmidt-Heizung“: Bei Altbauten mit ihren ungedämmten Mauerwerkswänden und Kastenfenstern stellt sich natürlich auch immer wieder die Frage nach der richtigen Heiztechnik. Unter Zusammenarbeit mit Herrn Großeschmidt, Entwickler der Heizungsmethode des Temperierens, wurde die gesamte Wohnung von Heizkörpern befreit. Zwei knapp unter Putz liegende Heizungsrohre wurden über dem Sockel entlang der Aussenwände und Trennwände gegenüber kalten Räumen verlegt. Dieses Prinzip bewirkt eine Erwärmung der kalten Bauteile, verhindert somit die von Heizkörpern verursachte Konvektion und Staubumwälzung sowie Kondensat- und Schimmelbildung. In Zusammenhang mit einfachen Fensterabdichtungen werden mit dieser Methode Probleme mit der Heizbarkeit und Wandfeuchtigkeit gelöst, ohne eine historische Fassade zu verändern. Und dies bei gleichbleibendem und u.u. sogar geringerem Energiebedarf! Weitere Informationen hierzu unter www.temperierung.net
Innenarchitektur:
Getreu dem Nachhaltigkeitsprinzip wurden die Räume mit einem Dielenboden aus aufgearbeitetem Altholz
ausgestattet, in historischer Manier sichtbar verschraubt. Der Teilbereich mit originalen Dielen im 2. Obergeschoss konnte erhalten werden. Ein historischer Fliesenboden im Bad wurde wieder freigelegt. Weiteres Altholz aus Sonnenhausener Beständen konnte in der Treppe, in Fensterbänken und als Küchenarbeitsplatte verbaut werden. Die Patina und der Charakter, welche diese schon hundertjährigen Materialien verströmen, sind unvergleichlich – und mit keinem neuen Baustoff zu erreichen. Die Treppe aus altem Fichtenholz bekommt mit ihrer Falttreppenform allerdings eine moderne Formensprache, rohe
Stahlbleche schützen die Kanten. Die Küche aus rohen Stahlrahmen, weiss lasierten Fronten und den alten, dicken Holzbrettern als Arbeitsplatten
wird lebendig durch antikes Küchenzubehör und verschiedene Leuchten. Ein klassischer Spülstein gibt genügend Raum zum Abspülen und schützt das Holz.
Die über Jahre zusammen getragenen Möbel und Kunstgegenstände des Bauherren aus verschiedenen Epochen machen die Wohnung nicht nur einzigartig, sie erzählen auch viele Geschichten. Das nun weiträumige Innenleben des alten Hauses gibt Raum dafür, die alten Materialien in neuem Gewand bringen ihre Geschichte dazu.